Es wird immer bunter. Nachdem seit geraumer Zeit immersive Tonverfahren wie Dolby Atmos, DTS:X und Auro 3D für deutlich mehr Budenzauber in Heimkinos sorgen und sozusagen „den Ton angeben“, favorisieren die Dolby Laboratories aus heiterem Himmel ein altbekanntes Format: Dolby TrueHD.

Was soll das? Was wie eine mittlere Revolution klingt, ist doch ein alter Hut. Bereits im Jahre 2009 spendierten renommierte Hersteller von AV-Receivern und Verstärkern ihren Produkten „ab Mittelklasse aufwärts“ diese Technik.

Wieder mal perfekter Sound?

Wie kann es sein, dass der koreanische Hersteller LG anno 2017 dennoch jubiliert und gelobt, seine OLED-TV-Geräte der aktuellen 2017er Produktfamilien nachträglich mit diesem Codec auszustatten? Begründung: „Die verlustfreie Audio-Technologie von Dolby ermöglicht die Wiedergabe von Sound exakt so, wie es von den Produzenten von Filmen und Serien beabsichtigt ist“.

Ich weiß nicht mehr, wie oft ich diesen Satz im Zusammenhang mit Raumklang oder auch Hi-Res Audio schon gelesen habe. Nur dass bei Letzterem Produzenten durch Musiker ersetzt werden. LG schwört quasi, dass die Kombination der „neuen Tontechnik“ mit den bestmöglichen Bildern der LG OLED-Technologie ein nie da gewesenes, beeindruckendes Kinoerlebnis realisiert. Das Audio-Format komme bereits bei der Produktion neuester Filmtitel zum Einsatz.

Objektbasierte Audiosignale

Dolby TrueHD, teilt LG mit, wird noch im Oktober via Firmware-Upgrade zur Verfügung gestellt. Die Geräte der Generation 2017 seien mit Dolby AC-4-Dekodierung ausgestattet und somit in der Lage, so genannte „objektbasierte Audiosignale der nächsten Generation“ zu verarbeiten.

„Damit erhält der Zuschauer das Gefühl, nicht TV zu schauen, sondern wirklich ins Geschehen einzutauchen“. Hand auf´s Herz: das ist doch seit der Etablierung von Dolby Atmos längst geschehen, oder? Dolby und die Koreaner tarocken nach: Das neueste Update enthalte außerdem Codec MAT-Unterstützung (Metadata-enhanced Audio Transmission), um Dolby TrueHD-Audio-Bit-Streaming beim Gaming zu ermöglichen.

Chef plustert sich auf

Für „noch höheren Soundgenuss“ sorge der Einsatz von kompatiblen Soundbars, mit denen die Inhalte auf den Fernseher gestreamt werden. LG President Brian Kwon plustert sich auf: „Die OLED-Fernseher von LG sind de facto führend auf dem Premium-TV-Markt geworden. Für uns sind sie die optimale Plattform für diejenigen, die Inhalte so erleben wollen, wie es die Produzenten beabsichtigt haben“.

LG-OLED-Fernseher der Generation 2017 erhalten demnächst ein Upgrade.                                                                                                                Foto: LG

Mit Dolbys Audio- und Bild-Technologien bietet LG ein beeindruckendes Erlebnis, das die Grenzen des traditionellen Fernsehens zu Hause weit hinter sich lasse. Ich hadere mit mir selbst und muss bei „Teufel Wissen“ nachschlagen.

Dolby und die Konkurrenz

Dolby True HD ist ein digitaler Audiocodec, der in erster Linie für den Einsatz auf Blu-ray Discs entwickelt wurde. Dolby hat das Komprimierungsverfahren entwickelt, um die Möglichkeiten von Blu-ray und HD DVD bestmöglich auszunutzen. Beide Speichermedien boten erstmals so viel Platz, dass die Audiodaten des aufgenommen Sounds verlustfrei wiedergegeben werden konnten.

Allerdings erging es Dolby True HD im Wettstreit der Standards ähnlich wie der HD DVD: Zwar existieren Filme, die in Dolby True HD abgemischt wurden, es hat sich aber der ebenfalls verlustfreie Konkurrenzcodec DTS-HD Master Audio eher durchgesetzt. Außerdem hat auch die Einführung von Dolby Atmos die Situation von Dolby True HD verändert“.

TrueHD profitiert von Atmos

Dolbys verlustfreies Komprimierungsverfahren erreicht eine Abtastrate von 192 kHz, welche jedoch mit steigender Kanalanzahl sinkt. Dolby True HD arbeitet dabei mit 24 Bit. Um Dolby True HD Sound wiederzugeben, muss entweder der Blu-ray Player oder der AV-Receiver den Codec unterstützen. Die Dekomprimierung der Daten kann also vom Abspielgerät vorgenommen werden. Die Übertragung der Daten erfolgt als Bitstream über HDMI 1.3 oder höher.

Alternativ kann Dolby True HD auch über einen Mehrkanalausgang übertragen werden. Durch Atmos hat Dolby True HD allerdings an Bedeutung gewonnen, denn die Audioinformationen für den objektbasierten Atmos-Klang werden in einer Dolby True HD Tonspur gespeichert. Enthält eine Disc Atmos, ist immer auch Dolby True HD vorhanden“. Fazit: gute Voraussetzungen für ein Comeback – aber doch keinesfalls ein Aufbruch in neue Klangwelten!

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