Eigentlich freue ich mich immer wie ein kleines Kind auf Neuigkeiten, die den großen Spielplatz der Unterhaltungs-Elektronik bereichern. Nur selten neige ich im gesetzteren Alter zum Quengeln. Aber was in den Köpfen der Entscheidungsträger beim Projekt „Etablierung der Ultra 4K Blu-ray auf dem Markt“ vorgeht, will ich vor lauter angestautem Zorn schon gar nicht mehr wissen, obwohl es mich brennend interessiert.

Wie kann man sich nur auf eine derartige Salami-Taktik einlassen und der potentiellen Kundschaft scheibchenweise den Appetit verderben? Im ganzen Land werden Ultra-HD-TVs gekauft, weil sich rasch herumgesprochen hat, dass vierfach höhere Auflösung beinahe grenzenlosen Spaß nicht nur für Cineasten oder Gamer, sondern auch für „normale“ Fernsehgucker bringt. Clevere Streaming-Anbieter wie Netflix und Amazon positionierten sich taktisch klug und verführen mit selbst produzierten Serien und 4K-Filmen zum Abo. In der „Szene“ wartet alles auf den Nachfolger der Blu-ray und was passiert? Nichts, genau.

Zwei Player für alle

Und wenn, dann verkehrt herum. Erst tröpfeln ein paar nach neuesten technischen Anforderungen gemasterte Blockbuster in die Regale der Verkäufer, anschließend steht man bei der Pirsch nach Hardware vor einer Auswahl, die keine ist. Genau zwei (!) Player – einer für 700 Euro von Panasonic, der andere für 350 Euro von Samsung – dominieren den Markt, was insofern leicht ist, als es keine weiteren Konkurrenten gibt. Das darf doch nicht wahr sein!

In Zeiten, in denen 4K im Vergleich zu meinetwegen Dolby Atmos fast schon Standard ist, haben Hersteller von AV-Receivern längst professionell reagiert und ihren neuen Serien ein sehr exotisches Ton-Format impliziert, während sich die für Player zuständigen Kollegen bei Sony, Pioneer, LG, Yamaha, Onkyo, Marantz oder Philips auf ihren Lorbeeren auszuruhen und einen großen Ansturm gelassen abzuwarten scheinen.

So viel Vorfreude auf einen Volltreffer kann einen Rohrkrepierer heraufbeschwören, nachdem beim Großteil der Käufer von Ultra-HD-Fernsehern JETZT die Weichen für die Zukunft gestellt werden. Die Gretchenfrage lautet: Abwarten, bis es endlich eine höherwertige Alternative zum Streaming-Content gibt oder das Thema ein für allemal abhaken und für alle Zukunft Amazon & Co. vertrauen?

Sicherlich werden dort alle Mühen gern in Kauf genommen, um sich im Spitzensegment 4K langfristig neue Pfründe zu sichern. Wer als Abonnent verwöhnt und umsorgt wird, tut sich umso leichter, zur Ultra-Blu-ray weiterhin konsequent Nein zu sagen, denn sicherlich wird sie keine wirklich extremen Bildverbesserungen im Vergleich zum gestreamten Material liefern.

Pokern ist höchst gefährlich

Damen und Herren aus den Chef-Etagen wären gut beraten, jetzt schnell zu handeln und spätestens bei der Funkausstellung vom 2. bis 7. September in Berlin eine breite Palette von Abspielgeräten für das neue Format zu präsentieren. Und zwar nicht nur für „High-Ender“, die den Ultra-Blu-ray-Player als hochwertigen, alle Bild- und Tonformate akzeptierenden und mit mannigfachen Anschlussbuchsen ausgestatteten, teuren Baustein in ihre Systeme integrieren wollen, sondern auch für normale Nutzer, die neugierig auf technische Innovationen sind und mit abgespeckten, preiswerten Modellen wunschlos glücklich sind.

Wetten, dass in sämtlichen Werken schon längst fix und fertige Prototypen stehen? Heutzutage kann es sich kein Hersteller mehr leisten, den Anschluss zu verpassen. Das hat Grundig ruiniert und bewirkt, dass Metz jetzt fest in chinesischer Hand ist. Sony hinkt nach einer ausgedehnten Ruhephase bei der Weiterentwicklung von TVs den Koreanern von Samsung und LG hinterher. Marketing-Strategen dürfen in solchen Zeiten nicht auf volles Risiko pokern, sondern müssen jetzt ihre Asse aus dem Ärmel ziehen! Let´s play Ultra!

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