Auslöser des Dilemmas war ein markanter, provozierender Satz von mir. „Ich bin begeistert von meinem neuen UHD-Blu-ray Player! Der Sound ist wirklich fantastisch“. Seitdem neigt man im Freundeskreis dazu, hinter vorgehaltener Hand über mich zu lästern. Ich habe mich mehrmals ruckartig umgedreht und sogar „Kumpels“ registriert, die sich mit dem Finger an die Stirn tippten.

Elendes Volk! Plappert man Worthülsen einfach brav nach, ist alles bestens. Wagt man es, Denk-Anregungen zu vermitteln, wird man ausgestoßen und wie ein Lepra-Kranker behandelt. Doch ich bleibe dabei: nachdem ein Panasonic UHD-Player den Job eines konventionellen Blu-ray Scheibendrehers von Sony übernommen hat, ist der Klang des 9-Kanal-Receivers von Onkyo bombastisch!

Höchstens feine Nuancen

Das Bild? Ja gut – auch super. Selbst normale Blu-rays sehen auf dem 78-Zoll-Samsung viel besser aus; aber so einen richtigen „Tag und Nacht-Unterschied“ zu richtigen 4K-Discs erkenne ich nicht. Höchstens feine Nuancen nähren ab und zu den Verdacht, dass eine UHD-Blu-ray im Schacht rotieren könnte.

Wenn ich behaupte, dass ich die hochauflösenden Datenträger am Klang erkenne, meine ich das ernst – und das kam so: Den bislang einzigen „Quantensprung“ erlebte ich, als ich vor gut 20 Jahren meiner Anlage einen „sündteuren“ (1600 DM) DVD-Player einverleibte, der auf lange Sicht den VHS-Hifi-Videorecorder ablösen sollte.

Greatest Flix bis zum Umfallen

Hauptproblem damals wie heute: es gab so gut wie keine Software, weswegen ich gezwungen war, mir die im Lieferumfang enthaltene Queen-DVD „Greatest Flix I & II“ immer und immer wieder reinzuziehen. Das Bild war „nicht von dieser Welt“ – weitere Verbesserungen schienen unvorstellbar und der Sound, der digital aus den Boxen geschossen wurde, glich einer Offenbarung – obgleich es sich nur um „Dolby Surround Pro Logic“ handelte.

Als viele Jahre später überaus vollmundig Blu-ray-Player angepriesen wurden, stieg ich begeistert um – obwohl ich einen derartigen Unterschied wie zwischen VHS und DVD ausschloss. Der erste Film, den ich sowohl auf DVD als auch auf Blu-ray besaß, war „Blood Diamond“ mit Leonardo diCaprio. In der Tat änderte sich optisch nicht viel.

Schwitzende Endstufen

Aber der Klang! Extrem gute Ortbarkeit, immense Dynamik-Sprünge, knochentrockene Bässe, scharfe Höhen und ein Volumen, das die Endstufen des AV-Receivers nicht aus dem „Schwitzen“ heraus kommen ließ. Mehr geht nicht! Niemals! Ich hätte seinerzeit gegen den Teufel gewettet, dass Dolby Digital und DTS bis ans Ende der Zeit der ultimative Maßstab bleiben.

Und Haus und Hof verloren, denn dass in naher Zukunft immersive Tonformate wie Dolby Atmos, dts:X und Auro-3D nach Dolby TrueHD, DTS ES oder DTS-HD Master Audio das Klangerlebnis im wahrsten Sinne des Wortes auf ein „höheres Level“ heben, hätte ich mir nicht träumen lassen.

Das dünne Süppchen

Die „Blues Brothers“, „Im Herzen der See“ oder „Deepwater Horizon“ lege ich ein, wenn es darum geht, Ungläubige zu missionieren – bis jetzt hat es immer geklappt und ich werde auch zukünftig „physische Tonträger“ kaufen. Netflix, Amazon oder Maxdome als Alternative? Ich wage mich auf dünnes Eis und behaupte, dass das, was als Rest von Dolby True HD oder DTS-HD Master Audio am Ende der LAN-Leitung ankommt, ein dünnes Süppchen ist, dem es an jeglicher Würze mangelt. Und ja: ich habe „schnelles Internet“.

Die gute Absicht, beeindruckenden Raumklang zu liefern, ist zwar bei allen genannten Streaming-Diensten erkennbar, das Resultat fällt allerdings bescheiden aus. Woran das liegt? Ich weiß es nicht, konnte trotz gründlicher Recherche nirgends Hinweise oder gar Erläuterungen finden. Bin ich vielleicht tatsächlich zu einem wunderlichen, komischen Kauz geworden? Helft mir, ihr schlauen Leute da draußen!

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